Die Bahn AG rüstet auf – Überwachung für mehr Sicherheit?

Von Oktober an will die Bahn rigoros zeigen, wer Herr im Bahnhof ist. In puncto Sicherheit setzt Bahn-Chef Hartmut Mehdorn neben BGS-, BSG- und Polizeistreifen auf elektronische Überwachungssysteme.
Um gegen Dealer, Junkies, aggressive Bettler oder gewalttätige Personen vorzugehen, hat Bahnchef Hartmut Mehdorn das Projekt „Sicherer Bahnhof“ ins Leben gerufen. Mehr Ordnung und Sicherheit auf den deutschen Bahnhöfen soll dieses Konzept, das zunächst in Frankfurt am Main und Hamburg angelaufen ist, gewährleisten. Im April startete die Deutsche Bahn das Projekt zum ersten Mal am Berliner Ostbahnhof. Es folgte im Mai der Alexanderplatz, im Oktober soll auch am Bahnhof Zoo damit begonnen werden – dieser und auch der Ostbahnhof sind bereits mit Überwachungskameras ausgerüstet. Im Münchener Hauptbahnhof sieht es nicht viel anders aus: 70 Kameras überwachen die Haupthalle, den Starnberger Bahnhof, die Schalterhalle, den Bahnhofsvorplatz, sowie Sperrengeschosse und S-Bahn-Station. Nicht nur saubere, sondern auch sichere Bahnhöfe seien für den Reisenden entscheidend, die Bahn zu benutzen, erklärt Gunnar Meyer, Sprecher der Deutschen Bahn für Berlin und Brandenburg.
Weitere Sicherheits-Offensiven sind in Hannover Hbf, Dresden Hbf und Dresden-Neustadt geplant.

(Safercity.de informiert)

Kommentar: Überwachung für mehr Sicherheit? von Peter Ulber

Wie es scheint, geht es nicht um die tatsächliche, sonder um die empfundene und sozusagen simulierte Sicherheit. Aber das ist ja ganz allgemein das Ziel der Kameraüberwachung. Die Sicherheit der Bahn-Kunden ist in diesem Falle wieder nur in sofern relevant, als daß das ansonsten Kunden für die Bahn verloren gehen würden. Würden die Gewinne der Bahn nicht um Welten die Ausgaben für die Sicherheit der Kunden übersteigen, würde man sich einen Dreck darum scheren, ob und wieviel Reisende Opfer krimineller Delikte werden. Ganz nebenbei ist der Höhepunkt, daß die Sicherheitsoffensive der Bahn weniger die schweren Vergehen, wie zum Beispiel Mord oder Raubmord verhindern kann und will. Nein, daß sind ja Einzelfälle. Die Gewinn-Ausgaben-Rechnung geht hier nicht auf. Was die Sicherheitsoffensive erreicht ist mehr „Sauberkeit“. Ganz ungeniert und im Chor werden Bettler, Dealer, Obdachlose als „Verschmutzung“ bezeichnet, welche es zu beseitigen gilt. Und den liebevoll „Mehrzweckrettungsstock“ genannten Prügel-Hannes „Tonfa“ verwenden die „BSG-Sheriffs“ gerne anstatt des Besens. Wer schon jemals näheren Kontakt mit diesen Leuten hatte, wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Bettler und Obdachlosen als Bedrohung empfinden, sonder jene „Reinigungskräfte“ mit ihrem Prügelbesen. Die Bahn macht sauber, die Städte machen sauber, denn wo es sauber ist, da rollt der Rubel.

 Autor: Peter Ulber
 Veröffentlichung: 10. August 2001
 Kategorie: Nachricht
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