Als das WWW im Jahre 1989 ins Leben gerufen wurde, dachte keiner der großen Konzerne an eine Herausforderung ihrer Macht und Lizenz zum Gelddrucken. So konnte sich ungestört ein Reservat der Freiheit bilden, frei von Gesetzen und Regeln, so das Märchen. Ganz so frei ist das WWW jedoch nicht, wenn man nur bedenkt, dass die Namensvergabe von Domains streng reglementiert ist. Doch für Urheberrechte hat sich niemand interessiert. Doch das ist jetzt bekanntlich anders geworden.
Die großen Musikkonzerne sehen Tauschbörsen wie das verblichene Napster oder Gnutella als Grund für Umsatzeinbußen an, ohne jedoch zu fragen, ob nicht ihre Preispolitik die Schuld am Erfolg dieser Systeme trägt. Man hat in der Musikindustrie einfach den Trend verpasst. Und genau denselben Fehler scheint ein anderer wichtiger Zweig der Unterhaltungsindustrie gerade zu machen – Hollywood. Es scheint fast so, als ob die Kreativität nicht nur bei der Konzeption der Filme, sondern auch bei ihrer Vermarktung ausgegangen zu sein. Anstatt Filme zu einem vernünftigen Preis zum Download anzubieten, werden die Klagen gegen Filmtauschbörsen im Internet immer lauter. Aber wird die erste Tauschbörse geschlossen, werden am nächsten Tag fünf neue eröffnet. Don Quixote lässt grüßen.
Die Musikindustrie versucht sich immer wieder an Kopierschutztechnologien für ihre CDs. Doch damit sind auch Kopien für den privaten und künstlerischen Gebrauch nicht mehr möglich – was nach dem Urheberrecht unentgeltlich möglich ist. Diese Bestrebungen werden auch vom Justizministerium auf einer Tagung am Rande der IFA mit Sorge gesehen. Doch Hacker können darüber nur lachen. Denn kein noch so sicheres System konnte bisher den Tüftlern standhalten. Denn jeder Kopierschutz ist nur so sicher, wie es die Kreativität der Entwickler erlaubt. Und es arbeiten wesentlich mehr Menschen am Knacken dieser Schutzmöglichkeiten als an der Entwicklung. Doch scheinbar geht die Industrie das Risiko ein. Denn nur ein begrenzter Anteil an Usern wird sich wirklich die Programme aus dem Internet herunterladen, wenn sie denn einmal existieren und die gewönlichen, einfachen Brennprogramme nicht mehr funktionieren. Man wird also sein Recht nur auf umstänlichen Wegen erreichen.
Doch wer kämpft dagegen an? Die Electronic Frontier Foundation führt gerade einen Musterprozess dagegen. Ansonsten wird dieses Thema in der Öffentlichkeit totgeschwiegen. Doch es kommt sogar noch schlimmer: Die Firma C.COM will mit ihrem Verfahren Vibio Net auch die bisher kleinen Videoschnipsel kostenpflichtig machen, die im Netz herumgeistern. Ein Speichern dieser Daten soll nicht mehr möglich sein. Scheinbar haben die Konzerne das Wesen des WWW immer noch nicht begriffen.