Durch den Kauf von Nullsoft Inc. hat der AOL Time Warner-Konzern auch deren mp3-Player Winamp erworben. AOL hat daraufhin seinen eigenen Player mit ihrer hauseigenen Software AOL 6 vertrieben. Doch den Quellcode, mit dem der Winamp mp3s ausliest, stammt nicht von Nullsoft selbst, sondern von der Firma Playmedia geschrieben. Diese hatte zwar einen Vertrag mit Nullsoft geschlossen, doch diese Lizenz gilt nicht für den AOL Media Player. Dieser Streit endete jetzt vor Gericht – mit dem Ergebnis, daß AOL 6 nicht weiter verbreitet werden darf.
Ein Bezirksgericht verurteilte AOL zum Einstampfen von CDs mit der entsprechenden Software und untersagte weiterhin die Weiterverbreitung der Software im Internet. Jedoch ist bereits die Software-Version 7.0 erhältlich, die von diesem Urteil nicht berührt wird. Beinahe alle MP3-Abspielprogramme beruhen auf dem Code von Playmedia, u.a. auch der interne Player bei Napster. Erst 1999 hatte die Firma Nullsoft zur Zahlung von 7,5 Mio. Dollar verklagt, da Winamp bisher angeblich eine eigene Technologie mitbrachte, was jedoch erlogen war. Danach war die Firma pleite und wurde vom Riesen AOL geschluckt, der übrigens auch der Besitzer von Netscape ist.
Interessant ist dieser Prozess auch deswegen, da Lizenzrechte nicht automatisch vollständig an den neuen Eigentümer übergehen, wenn eine Firma übernommen wird. Damit fällt auch in Zukunft häufig die Motivation zur Expansion weg, da es sich gerade im Software-Business oft um das wichtigste überhaupt geht – um Quellcodes, also um Wissen. Und wir wissen ja alle: Wissen ist Macht, gerade in der neu ausgerufenen Wissensgesellschaft.