Heidenangst vor Anthrax: Keine Post für Abgeordnetenhaus

Wer den Film „Die Ritter der Kokosnuß“ im Original gesehen hat, kennt Castle Anthrax (auf Deutsch: Schloß Dosenschreck, iiihhh). Nun soll das US-Abgeornetenhaus milzbransicher gemacht werden – indem einfach keine Post mehr ankommt, sondern die Post einfach geöffnet und per E-Mail oder als PDF verschickt werden soll. Briefgeheimnis, das war einmal.

Nachdem Anfang der Woche die Zeitschrift Newsweek aus Angst vor Anthrax-Erregern ihre Poststelle einfach geschlossen haben, ziehen die Volksvertreter nach. Seit Mitte Oktober ein Abgeordneter eine verseuchte Postsendung erhalten hat, stapelt sich die Post an den Kongress, da nur ein Teil weitergeleitet wird. Nun sollen in einer entfernt liegenden Poststelle die Briefe geöffnet und per E-Mail bakterien-(und hoffentlich auch viren-)frei an die Abgeordneten weitergeleitet werden. Dass dabei in die Privatsphäre der Abgeordneten eingegriffen und auch das Briefgeheimnis praktisch nicht mehr existiert, scheint niemanden zu interessieren. Letzteres sogar zweifach: Einerseits könnten beim Öffnen der Briefe schnell weitere Kopien gemacht werden, andererseits sind E-Mails ja wie Postkarten, die an jeder Zwischenstelle gelesen werden können. Bei Mails in China wird sie z.B. insgesamt bis zu neunzehn (!) Mal empfangen. Angst als Schlüsseltechnologie der Kontrollgesellschaft.

 Autor: Thomas Mayer
 Veröffentlichung: 10. November 2001
 Kategorie: Nachricht
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