Als der Fall um die vergewaltigte siebenjährige Schülerin in München aufgeklärt wurde, geschah etwas Erstaunliches: Die Polizei gab den Namen des Geständigen und ein Photo desselben bereitwillig an die Presse weiter.
Dabei hat man wohl vergessen, was vor wenigen Jahren bei einem ähnlichen Fall in Augsburg geschehen war: Der Angeklagte mußte während der Gerichtsverahndlung mit einer Plexiglaswand vor einem aufgebrachten Mob geschützt werden, der zum Lynchen schon bereitstand. Und so kam die Titelschlagzeile der tz nicht unerwartet, die bereits auf das Strichermilieu einhackte, aus dem der mutmaßlich Schuldige stammt. Aber auch die als eher seriös geltende Süddeutsche gab ein seltsames Bild ab: Im Lokalteil war immerhin die Titelseite vollständig diesem Fall gewidmet, inkl. ebenfalls Photo und vollständiger Name.
Solche Fälle häufen sich allerdings in letzter Zeit, in denen als seriös geltende Medien auf den Zug der Boulevardmedien aufspringen. Gerade in solch spektakulären Fällen sollte die Polizei ihre Informationspolitik überdenken.