"""Die sichersten Spiele aller Zeiten""- Der Hochsicherheitstrakt Salt Lake C

Das behauptet das FBI von den heute beginnenden Spielen in Salt Lake City. Denn nach den Anschlägen vom 11. September vergangenen Jahres wurden sie Sicherheitsmaßnahmen in Salt Lake City für die olympischen Spiele verschärft. Doch welche Maßnahmen werden ergriffen?

Auf der offiziellen Homepage zu den Spielen findet sich fast nichts zu diesem Thema. Dort wird nur fröhliche Stimmung verbreitet, die Spiele würden in einem winter wonder land ausgetragen. Doch die olympischen Spiele wurden in der Vergangenheit immer mehr politisch instrumentalisiert. Beginnend mit den Propagandaspielen in Berlin 1936 über die Entführung israelischer Sportler in München 1972, die Boykotte der Spiele in Moskau 1980 und LA 1984 bis hin zum Bombenattentat Rechtsradikaler in Atlanta 1996, als mehrere Zuschauer verletzt wurden. All dies hat am Ruf der sogenannten olympischen Idee gekratzt, die die Spiele als Begegnung der Jugend der Welt hoschstilisiert hat. Tatsächlich ist es jedoch eine riesige Gelddruckmaschine.

Doch der Bestechungsskandal um die Vergabe der Spiele nach Salt Lake City ist längst unter dem Teppich gekehrt, alles soll friedlich ablaufen, und der Bürgermeister zeigt ausländischen Journalisten bereitwillig Lokale, in denen es Alkohol zu kaufen gibt, um das Fundamentalismusvorurteil zu entkräften.

Daß jedoch über dem olympischen Bezirk ein Flugverbot gilt, das von Militärflugzeugen überwacht wird, wirkt in Utah doch schon sehr befremdlich, schließlich ist es dort jedem Bürger erlaubt, mit einer Waffe das Parlament zu betreten. Aber das ist bei Weitem nicht alles, was an Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wurde. Rund um die Stadt sind 10.000 Ordnungskräfte im Einsatz, die sich aus lokalen und Bundespolizisten, dem Militär und dem Secret Service rekrutieren, wobei letzterer die Aufgaben koordiniert. Auch das ist etwas Neues, bisher lag die Koordination bei Spielen in den USA immer bei lokalen Behörden.

Auch die Kameraüberwachung wird verstärkt. Am Flughafen wird ein Überwachungssystem der Firma Cernium installiert, das auch die Bewegungsrichtung der Reisenden erfasst und den Sicherheitskräften weitere Hilfen bereitstellt (Hier ein kurzer Bericht dazu). Außerdem kommt bei den Spielen auch ein Gesichtserkennungssystem zum Einsatz, das auch in Tampa zum Superbowl-Finale 2001 installiert wurde. Dabei werden die Gesichter aller Personen mit einer Datenbank abgeglichen, in denen die Daten gesuchter Verbrecher gespeichert sind. Ob davon allerdings bestimmte IOC-Mitglieder betroffen sind, ist nirgends zu erfahren.

Da alle Ergebnisse schnellstens über Netzwerke an die angeschlossenen Medien übertragen werden, werden diese Einrichtungen ebenfalls stark gesichert. Einzelheiten dazu werden nicht bekannt, doch soll neben den üblichen Vorkehrungen wie Firewall und Virenscanner auch ein System zur Erkennung von Eindringlingen installiert worden sein.


Doch sind all diese Sicherheitsmaßnahmen gerechtfertigt? Sicherlich sind große Netzwerke mit über 4000 PCs und 500 Servern anfällig gegenüber Hacks, andererseits stellt sich die Frage, ob die Totalüberwachung und damit Pauschalverdächtigung aller Besucher mit dem vielbeschworenen Olympischen Frieden vereinbar ist. Denn selbst ein solch großes System suggeriert eine Sicherheit, die nicht gegeben ist. Den schönsten Satz lieferte jedoch der Bürgermeister von Salt Lake City: „Bisher waren nur Sommerspiele Ziele von Anschlägen.“ Als ob im Winter alles Schnee von gestern wäre wie die Diskussion über angemessene Überwachung bei Großereignissen.

 Autor: Thomas Mayer
 Veröffentlichung: 8. Februar 2002
 Kategorie: Nachricht
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