Surveillance Camera Players zu Gast

Die Surveillance Camera Players touren derzeit durch Deutschland. Nach Mannheim und Tübingen waren sie gestern in München. Susan, David und Bill zeigten auch in München Ihre künstler-
ischen Protest vor und wegen den Überwach-
ungskameras.

Mit diversen Gegenständen, wie einem Gebetsteppich und Plakaten, drücken Sie so ihren Protest gegen die Überwachungs- und Kontrollmechanismen aus:

We’re the Surveillance Camera Players, a group formed in New York City in November 1996. We protest against the use of surveillance cameras in public places because the cameras violate our constitutionally protected right to privacy. We manifest our opposition by performing specially adapted plays directly in front of these cameras. We use our visibility – our public appearances, our interviews with media, and our website – to explode the cynical myth that only those who are „guilty of something“ are opposed to being surveilled by unknown eyes.

Quelle: http://www.notbored.org/generic.jpg

Auch wenn Deutschland gegenüber der USA in dieser Hinsicht recht harmlos erscheint, gibt es genug Anlaß, auf Überwachungsmechanismen im öffentlichen Raum aufmerksam zu machen. Wir spazierten also in München von Kamera zu Kamera.

Start war 17.00 Uhr am Hauptbahnhof. Die Polizei war bald vor Ort, ließ uns dann aber weiterziehen. Die Gruppe erregte einiges an Aufsehen, als sie auf einem Gebetsteppich ein muslimisches Gebet direkt vor einer Überwachungskameras simulierten. Von bewundernden Beifallsbekundungen ermutigt, legten sie noch einen drauf und rannten rund um die Kamera und schrieen: „Komm raus, raus, raus, raus …!“ Wir zogen weiter zum Marienplatz, wo wir auf die Demo-Kundgebung anläßlichd des Bush-Besuches trafen. Dort sprachen zum Schluß auch David und Bill und kündigten ihre Aktion vor der Kamera am Marienplatz an. Unter lauten Beifallsrufen verließ Bill das Rednerpult.

Kurz darauf begannen die Surveillance Camera Players mit ihrer Performance vor der Webcam am Marienplatz. Das dauerte nicht sehr lange. Zivil-Polizei tauchte auf und nahm die Personalien auf. Anschließend sollte die Gruppe noch mitkommen, um deren Personalien überprüfen zu können. Nach einigem Hin-und-Her gingen wir mit. Und aus den angekündigten 10 Minuten wurden wie erwartet eine ganze halbe Stunde. Dabei wurde ein Aktionsplakat eingezogen und auch Photos von den dreien gemacht. Die Beamten warfen ihnen eine unangemeldete Versammlung vor. Wir konnten sie nicht überzeugen, dass wir nur zusammen spazieren waren und die drei künstlichere Einlagen zum besten gaben. Wie auch immer, wir konnten dann gehen.

Die Praxis der Polizei, nämlich zu lügen, was das Zeug hält, hatte wieder Erfolg. Unter dem Vorwand der bloßen 10-minütigen Personalaufnahme beschlagnahmten sie ein Plakat und machten zudem Photos von den doch gegenwärtig so viel beschworenen amerikanischen Freunden. Aber damit sind wohl vor allem die recht zweifelhafte Bush-Regierung und ihre Geldgeber gemeint . Die Tour der Surveillance Camera Players geht weiter. Am heutigen Donnerstag sind die drei Künstler in Nürnberg: 20.00 Uhr im Kunstbunker (Bauhof 9, Nürnberg – Eingang schwarzer Kasten auf dem Parkplatz hinterm K 4)) und bereits 16.00 Uhr am Weißen Turm beim Ehekarussell Nürnberg. Die Tourdaten:

 Autor: Peter Ulber
 Veröffentlichung: 23. Mai 2002
 Kategorie: Nachricht
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