Videoüberwachung stoppt Urinieren

Im Zentrum der litauischen Hauptstadt Vilnius werden weitere Überwachungungskamers installiert. Bis zum Frühjahr 2003 sollen 54 neue elektronische Augen die Straßen von Vilnius kontrollieren. Begründet wird die Ausweitung der Videoüberwachung wie üblich: Sicherheit, Aufzeichung und Prävention von Straftaten, usw. Während die regionale und überregionale Presse dieser Argumentation der Regierung folgt, sehen viele Einwohner der Haupstadt dieser Maßnahme mit gemischten Gefühlen entgegen. Wie in New York hat sich nun auch in Vilnius ein Gruppe mit dem Namen Surveillance Camera Players gegründet. Sie befürchten eine zukünftige flächendeckende Obervierung öffentlicher Plätze und werden mit Improvisationstheater gegen CCTV demonstrieren.

Nobody has got a clue how many private cameras are currently monitoring various public spaces. The Council cameras will be monitored by the cops. They claim (as everywhere else in the world) that cameras will help fighting the crime and arresting criminals. They also claim that CCTV schemes have been very successful in Western countries and that’s one of the reasons why they decided to throw away a few millions of Litas. I would not be surprised if they decide to add another 54 cameras in the future. We sent a letter of concern of various newspapers and magazines, but it received little attention. Most newspapers just repeated the line of the Council – cameras are good, they help catching criminals and if ya ain’t one – then you shouldn’t be worried.

Surveillance Camera Players Vilnius

Eine Anekdote zeigt die pathologischen Auswirkungen der Videoüberwachung gerade in Vilnius. Chief Superintendent Kevin Pitt von der Polizei Cleveland war Anfang des Jahres in Vilnius zu Gast, um die dortigen Anti-Korruptionsabteilungen zu beraten. Während eines Abendspazierganges muß ihm fürchterlich die Blase gedrückt haben, während er auf der Suche nach einer öffentlichen Toilette war. Als er diese nun aber nicht fand, urinierte er kurzer Hand an eine Hauswand.

Pikant dabei – Jene Hauswand gehört zum Präsidentenpalast und dieser wird videoüberwacht. Folglich wurde Chief Pitt von den Überwachungskameras bei seinem Geschäft gefilmt. Neben den ungefähr 50 Euro Strafe, die er zahlen mußte, wurde er zudem vom litauischen Polizeisprecher Liucija Boruseviciene gerügt. Dieser bezeichnete den Vorfall als Schandtat. Als ob das alles nicht genug wäre, wurde der Fall wenige Tage später auch noch publik. Kurz darauf reichte Pitt nach 30 Jahren Dienstzeit seine Kündigung bei der Cleveland Police ein.

 Autor: Peter Ulber
 Veröffentlichung: 23. Oktober 2002
 Kategorie: Nachricht
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