Umfrage zur Terrorismusbekämpfung

„Nichts ist mehr, wie es war.“ Ein Jahr nach den Terroranschlägen in New York am 11. September 2001 wollten auch wir von den Leuten wissen, was für sie nicht mehr so ist wie vor den Anschläge. In den vergangenen Monaten sind unzählige Gesetze, Richtlinien und Verordnungen in Kraft getreten – alle mit dem Label der Terrorbelämpfung und Schutz der Bevölkerung. Nicht zuletzt der Otto-Katalog haben aber weitreichende Eingriffe in die Privatsphäre der Bürger zur Folge. Man sollte sich fragen, ob da mit dem Agitationsmittel Angst nicht in unverantwortlicher Art und Weise umgegangen wurde. Während noch vor wenigen Jahren jeder Bundesbürger die Stasimethoden der DDR anprangerte, scheint es heutzutage niemanden mehr zu interessieren, ob sein Telefon abgehört oder er per Überwachungskamera verfolgt wird.

… wie gesagt, es scheint jedenfalls so. Doch um der Sache auf den Grund zu gehen, befragten wir am 1. Jahrestag der Terroranschläge 55 Personen auf dem Münchner Marienplatz. Hier die Ergebnisse des Teil D der Umfrage – Thema: Kontrollgesellschaft.

Alter und Geschlecht
Alter (links) und Geschlecht der Befragten (rechts)

Während das Alter der Befragten (links) hauptsächlich zwischen 17 und 30 Jahren lag, ist die Geschlechterfrage (rechts) nahezu ausgeglichen. Das niedrige Durchschnittsalter ist vor allem auf die Bereitschaft zurückzuführen, an der Umfrage teizunehmen. Wer der Jugend immer politisches Desinteresse vorwirft, sieht sich hier eines Besseren belehrt. Man muß halt einfach auf die Teenies und Twens zugehen, und sie nicht nur mit VIVA, MTV, BRAVO und Markenklamotten abfüttern. Unterschätzt also die Jugend nicht! Kommen wir nun zu den einzelnen Fragen. Die Diagramme geben die Antworten in Prozent wieder.

1. Fühlen Sie sich seit dem 11. September 2002 in Ihrer Freiheit eingeschränkt oder in Ihrer Sicherheit bedroht?

Frage 1

Nach dem Terroranschlägen verbreiteten die Medien Angst und Schrecken. Das Grauen hatte einen Namen gefunden: „Ussama Bin Laden“. Ein Jahr danach scheint sich die Furcht vor dem Terror wieder gelegt zu haben. Jedenfalls fühlten sich nur wenige Leute in Ihrer Sicherheit persönlich bedroht. Aber auch die Anti-Terrorgesetze haben die wenigsten Leute als Einschnitt in Ihre persönliche Freiheit empfunden.

2. Ist die Überwachung für ein demokratischen Land, wie Deutschland, eher gut oder schlecht?

Frage 2

Diese Zahlen stimmen nachdenklich, oder? Man müßte die Leute wohl erst einmal fragen, was sie unter einer Demokratie verstehen. Vielleicht kennen Einige die politischen Theorie von Platon und Aristoteles. Wie auch immer, die richtige Interpretation dieser Zahlen verlangt nach einer Klärung des Begriffs der Demokratie. Andererseits kann es aber natürlich sein, daß die 50/50 Verteilung auf die Ungewißheit zurückzuführen ist. Vielleicht sind sich die Menschen nicht sicher, ob denn Überwachung gut ist. Eine dritte Möglichkeit: Der Begriff der Überwachung ist unklar oder hat eine je signifikant andere Bedeutung bei einzelnen Personen. Kurzum, die Ergebnisse dieser Frage sind wenig aussagekräftig.

3. Kennen Sie George Orwells „1984“, Aldous Huxleys „Brave New World / Schöne neue Welt“ oder eine ähnliche Gesellschaftsutopie?

Frage 3

Die geringe Anzahl der Kundigen hat uns doch etwas überrascht. Über die Hälfte wissen nichts mit den genannten Romanen anzufangen. Von dieser Gruppe werden wohl aber sicherlich viele die Reality-Show „Big Brother“ gesehen haben. Den Begriff des Großen Bruders sollte man schon historisch einordnen können. Er geht zurück auf Lenin und Stalin und die Sowjetunion, die man später als Großen Bruder personifizierte. Vielleicht ließe sich nicht zuletzt über die Verbreitung dieser Negativ-Utopien das Problembewußtsein schärfen.

Das war Teil D – Kontrollgesellschaft. Die Diagramme wurden wieder mit der Tabellenkalkulation von OpenOffice 1.0 erstellt; Graphisch aufbereitet mit Gimp. An dieser Stelle Dank an die Entwickler dieser Open-Source-Software und natürlich vor allem an die Teilnehmer der Umfrage vom 11. September. Ohne euch hätten wir nicht diesen repräsentativen Einblick bekommen.

 Autor: Peter Ulber
 Veröffentlichung: 22. November 2002
 Kategorie: Bericht
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