Kommerzielle Unterstützung für die Zensur im Internet

Amnesty International prangert in einem Bericht über die Internetzensur in China westliche Firmen an, daß sie offensiv diese Zensur unterstützt und nennt einige der Firmen explizit beim Namen: Cisco, Sun, Nortel, Microsoft und Websense.

Mit Hilfe der Technologie dieser Firmen wird nach Angaben von AI eine Verschärfung der bisherigen Zensurpraxis vorangetrieben und mißliebige Internetnutzer verfolgt. „The Great Firewall“ soll in Zukunft nicht mehr mit den klassischen Zensurmethoden, wie DNS- und IP-Blockaden betrieben werden, sondern explizit einzelne Artikel sperren, die kritisch über die Politik Chinas berichten. So sei beispielsweise Websense ein Hersteller von Zensursoftware, mit deren Hilfe diese intelligenten Filtermechanismen erst umgesetzt werden könne. Diese Firma streitet aber nach US-Medienberichten jede Zusammenarbeit mit der chinesischen Regierung ab. Dennoch ist eine Verschärfung der Zensur und Kontrolle des Internets nur mit Hilfe der angesprochenen Firmen möglich, da nur diese über die nötige Technologie verfügen. Chinas eigene IT-Industrie hat nicht das Know-how, das dazu nötig ist.

Nach Angaben von AI sollen in den vergangenen drei Jahren mindestens 33 Personen wegen des freien Umgangs mit dem Internet verhaftet worden sein. Drei davon seien an den Folgen der Haft gestorben. „Wer allein aus dem Grund inhaftiert wird, weil er im Internet seine friedlichen Überzeugungen oder andere Informationen verbreitet oder Webseiten konsultiert hat, ist ein gewaltloser politischer Gefangener“, meint Dirk Pleiter, China-Experte der deutschen Sektion von Amnesty International.

Die angesprochenen Firmen streiten jedoch jegliche Verantwortung ab, da Technologie prinzipiell weder gut noch schlecht sei. Man könne aber nicht die Kontrolle über den Einsatz dieser Techniken im Einzelnen behalten, so Microsoft. Dieser Fall erinnert in gewisser Weise an die Belieferung des Dritten Reichs mit Lochkarten-Computern durch eine IBM-Tochter (DeHoMaG), mit deren Hilfe die Verfolgung und Vernichtung der Juden effektiver durchgeführt werden konnte.

Gott sei Dank ist unser Server ein Apache auf Unix-Basis, so dass Microsoft nicht die Möglichkeit hat, per Fernsteuerung ihn abzuschalten. Möglicherweise kann unsere Seite jedoch demnächst nicht mehr mit dem Internet Explorer aufgerufen werden.

 Autor: Thomas Mayer
 Veröffentlichung: 11. Dezember 2002
 Kategorie: Nachricht
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