Lateinamerika im Visier Dateneinkauf durch die USA

Im Auftrag der US-Regierung kaufen private Firmen mehrere hundert Mio. Datensätze lateinamerikanischer Bürger an. Einige Staaten reagierten darauf empört und leiteten Ermittlungen ein. Über das Ausmaß dieser Datentransfers ist bislang jedoch nur wenig bekannt.

Im Zentrum der Kritk stehen, neben der US-Administration selbst, die Unternehmen Choice Point und Lexis Nexis, die ihre Daten nicht nur an die Regierung, sondern auch an andere Privatfirmen weiterverkaufen.

In den letzten Jahren sollen die beiden Firmen über 100 Millionen Datensätze von süd- und mittelamerikanischen Ländern gekauft haben, begünstigt einerseits durch keinen oder laxen Datenschutz, andererseits aber auch auf illegalen Wegen von korrupten Beamten. Darunter befanden sich neben Meldedaten auch Steuerunterlagen und Blutgruppen. Von den 31 Mio. Kolumbianern sollen die US-Behörden – allen voran das Minsterium für Heimatschutz – mittlerweile sämtliche Meldedaten besitzen. Die Daten dienen der Kontrolle der illegalen Einwanderung.

Mittlerweile haben einige der betroffenen Staaten Ermittlungen gegen die beteiligten Firmen und die US-Regierung eingeleitet, darunter Mexiko, Kolumbien und Nicaragua. Die ganze Affäre wirft seinen Schatten auch auf Europa, wo es inzwischen zu Streitigkeiten mit denselben US-Behörden wegen der Übermittlung sämtlicher Daten von Fluggästen an die USA kommt.

In den USA stieg in den letzten Jahren das Sicherheitsbedürfnis sowohl von staatlicher als auch von privater Seite, weshalb Hintergrund-Informationen immer häufiger über bestimmte Personen angefordert werden, sei es von potentiellen Versicherungskunden oder Angestellten. Choice Point war bereits einmal in den Schlagzeilen, da es vor der letzten Präsidentenwahl in den USA das Wählerverzeichnis durchsiebte und infolge dessen eine große Zahl von Bürgern ihr Wahlrecht verloren. Ein Großteil davon hatte eine nicht ganz helle Hautfarbe.

 Autor: Thomas Mayer
 Veröffentlichung: 11. Mai 2003
 Kategorie: Nachricht
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