Sicher auf der Wiesn – Bosch überwacht Oktoberfest

Auf seiner Internetseite präsentiert das Polizeipräsidium München stolz die täglichen Berichte zur Sicherheitslage auf der Wiesn, eine Chronik überwiegend abstruser Zwischenfälle. Bis zu 400 Beamte, die ihren Dienst schichtweise versehen, wurden zur Wiesenwache abgestellt, daneben wurde auf dem Behördenhof hinter dem Schottenhammel eine provisorische Stadtverwaltung untergebracht, eine Art ordnungspolitische Exekutive für das größte Volksfest der Welt.


Der Einsatz von Personal und technischen Mitteln wurde nach dem 11.09.2003 schrittweise hochgefahren, jedes Jahr wird die Gefährdungslage hoch, bzw. höher als im Vorjahr eingeschätzt, jedes Jahr wird nach detaillierter Manöverkritik im Vorfeld der nächsten Wiesn an neuen, solideren Sicherheitskonzepten herumgefeilt. Das Bayerische Innenministerium spricht derzeit von einer erhöhten abstrakten Gefährdungslage ohne Hinweise auf konkrete Anschläge. Auf der Webseite der Polizei prangt neben dieser Einschätzung ein Bild der explodierenden Zwillinstürme des World Trade Centers.

Um dieser abstrakten Gefährdungslage und dem kriminellen Mob Herr zu werden, wurden in diesem Jahr unter anderem die Zahl der Überwachungskameras auf bis zu zwölf erhöht. Lieferant der Kameras ist die Bosch Sicherheitssysteme GmbH, Ottobrunn. Sie erhielt von den Sicherheitsbehörden der Stadt München den Auftrag, für das Oktoberfest in diesem und in den kommenden Jahren ein Videoüberwachungssystem zu installieren. Bereits im Jahr 2001 wurde das Oktoberfest mit einer mobilen Videoüberwachungsanlage von Bosch überwacht. In einer sehr kurzen Montagezeit von weniger als zwei Wochen wird Bosch jedes Jahr bis zu zwölf „Autodome“-Kameras an den Haupteingängen zur „Wiesn“, in der Wirtsbuden- und Schaustellerstraße sowie an den Hinterausgängen der Festzelte errichten.

Die Autodome-Kamera ist eine in alle Richtungen schwenkbare, automatische Kamera, die in ein kuppelförmiges Gehäuse integriert ist. Darüber hinaus ist sie um 90 Grad neigbar und mit leistungsfähigen Zoomobjektiven ausgestattet. Die Kameras werden jeweils vor Wiesn-Beginn mit der Videoempfangszentrale der Polizei verbun­den. Für die Beobachtung stehen den Einsatzkräften fünf Monitore und zwei Bedienpulte zur Verfügung. Per Joystick steuern sie die Autodome-Kameras von ihren Bedienplätzen aus. Aufgezeichnet werden die Bilder vom digitalen Bildspeicher- und Übertragungssystem „Dibos“ von Bosch. Das System speichert in der Sekunde von jeder Kamera sechs Bilder, und das rund um die Uhr über die gesamte Wiesnzeit. Um den Zeitraum von über zwei Wochen abzudecken, verfügt der Aufzeichnungsspeicher über ein Volumen von 2,5 Terrabyte. Über einen Videoprinter können die Bilder entweder sofort ausgedruckt oder zur weiteren Verarbeitung mit einem Bild­betrachtungsprogramm auf CD-ROM gespeichert werden.

Laut Polizeibericht erfüllen die installierten Kameras voll und ganz ihren (nicht nur) präventiven Zweck. Neben dem Mehr an Kameras wurde auch die Polizeipräsenz und -einsatzbereitschaft nochmals erhöht. Bereits 804 mal war die Polizei vom ersten bis zum achten Tag tätig (2002:708 mal), drei Schläger und etliche des Betäubungsmittelmissbrauchs, bzw. der Anstiftung zu solchem Missbrauch überführte Personen konnten ausdrücklich mit Hilfe der Identifizierung vom Monitor aus festgestellt, bzw. festgenommen werden.

Ja, ja … so einfach und sicher kann Überwachung sein. Bosch wirbt nicht umsonst mit dem Slogan: „Für eine sichere Welt. Sicherheitssysteme GmbH.“ „Für einen sicheren Rausch.“ müßte es wohl eigentlich beim Oktoberfest heißen.

 Autor: Peter Ulber
 Veröffentlichung: 4. Oktober 2003
 Kategorie: Nachricht
 Tags:

Schreibe einen Kommentar