Heute vor 75 Jahren wurde der erste Kurzfilm mit Mickey Mouse im Kino gezeigt: Steamboat Willie. Nach dem alten Copyright in den USA wäre der Film somit in die Public Domain gefallen. Vor fünf Jahren wurde deshalb eine rückwirkende Verlängerung des Schutzes des geistigen Eigentums in den USA beschlossen, das Sonny Bono Copyright Term Extension Act.
Erfunden bzw. gezeichnet wurde die Figur Mickey Mouse ursprünglich von Walt Disneys Geschäftspartner Ub Iwerks, als sich die beiden mit ihrem Verleiher Charles Mintz überworfen hatten. Die Rechte an allen bisherigen Filmen der beiden sowie der Figuren lagen – wie damals üblich – beim Verleih. Als der Film Steamboat Willie in die Kinos kam, lagen aber erstmals die Rechte bei der Produktionsfirma Disney. Was viele nicht wissen: Steamboat Willie ist eine Parodie auf einen Stummfilm mit Buster Keaton aus demselben Jahr 1928 namens Steamboat Bill.
Gemäß dem damals in den USA herrschenden Urheberrecht waren aber Parodien und Adaptionen bestehender Werke ohne Zustimmung erlaubt, während Deutschland beispielsweise ein wesentlich schärferes Urheberrecht besaß. Dieser Umstand hätte fast zur Vernichtung des anerkannt meisterlichen Films Nosferatu von F.W. Murnau zur Folge gehabt.
In den USA veränderte sich im Laufe der Zeit das Urheberrecht: Durch die Berner Konvention zum Schutz von Literatur und Kunstwerken, der die USA 1988 beitraten, musste das Urheberrecht auf fünfzig Jahre nach dem Tod des Urhebers mindestens angehoben werden. Zur Zeit, als Steamboat Willie entstand, wurde das geistige Eigentum bis 56 Jahre nach der Enststehung des Werkes geschützt. Erst seit 1978 gibt es in den USA eine Regelung, die sich auf den Todestag des Urhebers stützt. Alle Werke, die vorher entstanden, sind dennoch weiterhin durch eine Regelung bezüglich ihres Entstehungsdatums geschützt.
Im Laufe der Zeit wurde dieses Recht immer weiter ausgeweitet, 1998 wurde es 50 Jahre nach dem Tod des Autors bzw. 75 Jahre nach dem Entstehungsdatum geschützt. Dies galt jeweils auch für Werke, die vor der Gesetzesänderung entstanden waren. In diesem Jahr brachte der Republikaner Salvatore Phillip „Sonny“ Bono ein Gesetz ein, das die Fristen um jeweils 20 Jahre verlängern sollte, das auch angenommen wurde. Diese Fristverlängerung wurde durch Spenden des Walt-Disney-Konzerns an die Republikaner erkauft – und ist dennoch nur eine Verlängerung auf die EU-weit geltenden Fristen. Parodien und Adaptionen sind jetzt auch nicht mehr ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers möglich. Damit wird verhindert, dass jemand mit dem Werk von Walt Disney das anstellen kann, was besagter mit den Märchen der Brüder Grimm angestellt hat.
Ein weiterer interessanter Fakt der Firmengechichte von Walt Disney: Während andere Produtionsfirmen von Zeichentrick-Kurzfilmen wie Warner Bros. oder MGM in den 40er Jahren im Vorspann die Namen aller Beteiligten en détail auflisteten, verzichtete Disney darauf. Alles wurde nur im Namen der Firma hergestellt. Walt Disney wollte verhindern, dass jemand mit einem guten Namen seine Firma verlassen und zur Konkurrenz werden könnte, wollte also seinen Angestellten den Weg verbauen, den er selbst 1928 eingeschlagen hat.
Herzlichen Glückwunsch, Mickey Mouse, zum 75. Geburtstag und weiterhin fröhliches Gelddrucken mit dir wünschen wir der Disney Corporation.