Die technischen Möglichkeiten und Grenzen von RFID-Chips

Die Barcodes, mit deren Hilfe heute Waren in Supermärkten abgerechnet werden, haben bald ausgedient. Nachfolger sind die sogenannten RFID-Chips (Radio Frequency IDentifyer). Das sind Chips, die direkt in das Produkt eingebracht werden und über Funk angespochen werden. Auch die heute üblichen Magnetstreifenkarten sollen mit dieser Technik bald ausgedient haben. Da mit dieser Technik die Daten aus gewisser Entfernung ausgelesen werden können, birgt sie viele Gefahren in sich.

Die Technik dieser Systeme ist simpel aufgebaut: Ein Lesegerät sendet Funkwellen mit Frequenzen um 125kHz aus, die vom Chip empfangen werden, der daraufhin seine Informationen zurücksendet. Der Chip oder Transponder ist ohne eigene Energiequelle, seine Energie bezieht er vollständig aus den Impulsen, die er von Lesegeräten empfängt. Mit den gesendeten Signalen können die gespeicherten Daten nicht nur ausgelesen, sondern auch verändert werden, z.B. zum Aufladen einer Geldkarte. Da zur Funkübertragung kein optischer Kontakt nötig ist, kann der Transponder in ein Produkt direkt integriert werden, und da er sehr klein ist, kann er dauerhaft z.B. in verkaufter Kleidung verbleiben. Funkwellen können jedoch durch Leiter abgeschirmt werden, z.B. mit einer Alufolie. Außerdem sind die Chips sehr billig, können somit in jedes Produkt im Supermarkt integriert werden.

Soweit zur Technik. Aber was ist damit nun möglich? Sehr viel, wie oben bereits angeführt. Da die Chips häufig in die Produkte integriert sind, kann der Kunde nicht wissen, ob sie vorhanden sind oder nicht. Außerdem kann jedem Chip eine eindeutige Nummer zugewiesen werden, die dann zur Erstellung von Bewegungsprofilen dienen können. Zwar werden die Transponder nach Auskunft von Wal Mart beim Verlassen ihrer Läden gegenwärtig deaktiviert, doch ob dies in Zukunft weiterhin geschehen wird, ist damit noch nicht sicher gestellt. Ob die Chips bei der Deaktivierung jedoch auch physikalisch vernichtet und somit unbrauchbar werden, ist nicht sichergestellt. Somit könnten sie – zumindest theoretisch – wieder aktiviert werden.

Das Problem an der ganzen Sache ist die fehlende Informationspolitik der Hersteller. Erst jetzt, da die Chips eingeführt werden, wird die Öffentlichkeit informiert. So gibt es noch keine verbindlichen Regeln für den Einsatz dieser Technik, es gibt keine Informationen über den wirklichen Einsatz der Geräte in der Praxis, es gibt keine gesetzliche oder freiwillige Verpflichtung der Hersteller, keine zentrale Datenbanken anzulegen. Immerhin hat mit Gilette ein Hersteller von Produkten im Niedrig-Preis-Segment bereits 500 Millionen RFID-Chips bestellt, während die Halbleitersparte von Philips behauptet, schon 1 Milliarde Chips ausgeliefert zu haben.

Momentan versuchen die Herstellerfirmen in der Außendarstellung Wert auf die Grenzen der Technologie zu legen, jedoch könnte dies ein Trick sein, um die Kunden über die Datenschutzproblematik hinwegzutäuschen, wie einige Teilnehmer am MIT RFID privacy workshop glaubten. Die DTE Automation GmbH, ein Hersteller von Transpondern, wirbt immerhin damit, dass sie auch auf metallischen Oberflächen aufgebracht werden können. Damit wird das Problem der Abschirmung auf ein Problem der Abdeckung von Raumwinkelelementen verlagert. Und, mal ehrlich, wer will denn schon eine Alufolie um seine Kleidung wickeln?

 Autor: Thomas Mayer
 Veröffentlichung: 2. Dezember 2003
 Kategorie: Bericht
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