Seit einigen Wochen ist bekannt, dass Google und Amazon neue Dienste bereitstellen wollen: Google möchte mit GMail einen kostenlosen E-Mail-Dienst anbieten, während Amazon neben seinem Buchladen eine personalisierte Suchmaschine namens A9 der Öffentlichkeit präsentiert. Abgesehen von der Tatsache, dass somit die Konzentration von Internetdiensten immer weiter fortschreitet, stellt man bei beiden Angeboten erhebliche Lücken bei Datenschutz fest – schließlich kann man mit Daten Geld verdienen.
Beginnen wir mit Googles Web-E-Mail-Dienst GMail. Die technischen Daten klingen schon sehr vielversprechend: Ein Gigabyte Speicherplatz kostenlos ist jede Menge, die Mails werden nach Konversation geordnet und mit Hilfe der Suchmaschinentechnologie von Google lassen sich die Mails durchsuchen. Kostenlos wird der Dienst, jedoch nicht umsonst: Man bekommt in seinen E-Mails kontextbezogene Werbung eingeblendet. Ähnlich wie bei den Adsense-Anzeigen, die immer mehr Webseiten nutzen, muss hierfür der Text der E-Mail durchsucht werden, und genau darin liegt das Problem. Mit der Nutzung dieses Dienstes gibt der Kunde also seine Privatsphäre vollkommen legal an der Garderobe ab. Zwar behauptet Google in seiner Pressemitteilung, dass nur ein begrenzter Teil einer Mail durchsucht wird, um dann eine entsprechende Werbung einbauen zu können. Außerdem erhielten die Werbekunden über die HTTP-Referrer keine persönlichen Daten des Nutzers, sondern nur die Mitteilung, dass diese Person über einen GMail-Klick die Seite besuche. Außerdem müsse sich der Nutzer mit den Nutzungsbedingungen einverstanden erklären, wenn er sich für diesen Dienst registriert.
Datenschützer übten jedoch auf der Konferenz Computers, Freedom & Privacy (CFP) an der Berkeley University strenge Kritik am Dienst: Zum einen lesen die wenigsten Personen bei der Registrierung die Nutzungs- und Geschäftsbedingungen, zum anderen senke das Durchsuchen der Mail-Texte die Hemmschwelle bei anderen Web-Mail-Anbietern, ähnliche Technologien einzusetzen. Und ein Großteil der Internet-Nutzer seien nun mal auf solche Dienste angewiesen, wenn sie die Killerapplikation des Internets, E-Mail, nutzen möchten.
Die Amazon-Suchmaschine A9 ist streng genommen gar keine eigene Suchmaschine. Die Ergebnisse werden nämlich von Google bezogen, statistische Angaben liefert die Amazon-Tochter Alexa. Das neue bei A9 ist die Einbindung von Amazon-Buchtipps in die Suche, die direkt von der internen Amazon-Suchmaschine kommen. Zusätzlich zu den Suchergebnissen liefert A9 jedoch Angaben über die Ergebnisse, z.B. die letzte Aktualisierung und die Zahl der Links auf die Seite. Außerdem bietet die Suchmaschine eine Toolbar vergleichbar der Google-Toolbar an, die allerdings einen Amazon-Account voraussetzt.
Diese Toolbar macht aus der Suchmaschine ein Datenschutzproblem: Damit werden Sucheingaben dem Profil bei Amazon hinzugefügt. Da dieses Profil jedoch bei deutschen Kunden nicht nur bei der Amazon GmbH gespeichert wird, sondern auch an alle anderen Teile der Amazon.com-Firmengruppe weitergegeben werden (ebenso wie übrigens bei eBay), sind die Kundendaten auch in allen anderen Ländern mit einer Amazon-Präsenz gespeichert. Dies ist übrigens auch in den Datenschutzbestimmungen aufgelistet.
Die Kundendaten werden zwar nicht an Dritte weitergegeben, jedoch haben die verschiedenen Länder, in denen Amazon präsent ist, unterschiedliche Zugriffsrechte auf persönliche Daten, wenn ein Verdacht gegen Personen vorliegen. Somit sind wir bei des Pudels Kern angelangt: Nach dem Act to Provide Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism (PATRIOT-Act) zur Abwehr der Terroristischen Internationalen haben die Behörden der USA bei Verdacht u.a. Zugriff auf Daten von Firmen, wenn ihnen dies von einem geheimen Bundesgericht zugesprochen wird, dessen Entscheidungen nicht anfechtbar sind. Damit werden jedoch die Daten von Amazon besonders interessant: Nicht wie bisher nur Buchkäufe können nachvollzogen werden, sondern über die A9-Toolbar in Kombination mit Alexa liefert der User der Firma Amazon – und potentiell auch US-Behörden – sein komplettes Surfverhalten.
Und das alles nur, um Buchtipps zwischen die Suchergebnisse eingestreut zu bekommen.