Die österreichische Bundeskurie der Ärzte hat einen vorläufigen Stop des Krankenscheinersatzes E-Card veranlaßt. Sie rät den Ärzten in diesem Zusammenhang von Bestellungen von Leitungen und Software für die Verwendung der Chipkarte ab. Begründet wird diese Anordnung mit Problemen mit den Softwarefirmen und Providern. Diese suggerieren nach Angaben der Bundeskurie auf Grund des vorgegebenen Roll-out-Plans einen Zeitdruck und verlangen so für zusätzliche – nicht notwendige Softwarekomponenten wie die Anbindung der Ärztesoftware an das System – teils überhöhte Preise.
Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Wien, Johannes Steinhart, sowie Ärztekammerpräsident Walter Dorner beanstanden das Vorgehen des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Steinhart zufolge sei es wenig sinnvoll, den Zeitplan für den Roll-Out um jeden Preis einhalten zu wollen, wenn gleichzeitig wichtige Fragen noch ungeklärt sind. Dorner kritisiert insbesondere die Äußerungen von Josef Kandlhofer, dem Geschäftsführer des Hauptverbands. Kandlhofer reagierte auf dem verfügten Stop prompt: „Wir lassen uns durch diese Querschüsse nicht irritieren.“ Es gebe einen gültigen Vertrag mit der Ärztekammer, so Kandlhofer weiter „und ich gehe davon aus, das Verträge auch eingehalten werden.“
Das Projekt „Peering Point“ von Sozialversicherungsanstalt und Ärztekammer – ein Intranet für alle Arztpraxen Österreichs, in denen die E-Card zur Anwendung kommt – steht seit geraumer Zeit in der Kritik. Speziell hat die ARGE Daten Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes für die Patienten. In Zukunft läuft der Informationsstrom aus allen Arztpraxen Österreichs über Peering Point. Damit werden Ärztekammer und Sozialversicherung Hüter des gesamten Datenverkehrs der 14.000 Arztpraxen. Und in den Unterlagen der Projektgruppe E-Card wird „Content-Scanning des Datenverkehrs“ explizit als eine der Aufgaben des „Peering Point“ angeführt. Die ARGE Daten kritisiert das geplante Intranet daher als Big Brother Struktur.
Seit dem 28. Februar 2005 durchläuft die E-Card im nördlichen Burgenland einen ersten Feldtest mit 86 Arztpraxen und 104.000 Patienten. Für kommenden Dienstag ist ein Gespräch mit dem Hauptverband der Sozialversicherer angesetzt, bei dem die Bedenken der Ärzte geklärt werden sollen. Dann soll auch die Frage nach weiteren Tests und funktionalen Abnahmekritieren diskutiert werden.