Bruce Schneier warnt in seinem aktuellen Cryptogram vor neuen Risiken der Biometrie. Wenn Angreifer auf technisch ausgefeilte biometrische Sicherheitsmechanismen treffen, werden sie nach der schwächsten Stelle im System suchen. Und die liegt nicht zwangsläufig innerhalb des biometrischen Verfahrens, wie ein Beispiel aus Malaysia zeigt.
In Kuala Lumpur schnitten Autodiebe dem Besitzer einer Mercedes S-Klasse Limousine mit einer Machete den Zeigefinger ab, um die biometrische Wegfahrsperre zu lösen. Anschließend ließen sie ihn nackt am Straßenrand zurück.
Der neue Sicherheitsmechanismus hat die Angreifer dazu veranlaßt, ihre bisherige Taktik zu ändern. Dabei fiel ihr Augenmerk auf den wundesten Punkt, der aber nicht die Wegfahrsperre direkt betrifft, sondern den Inhaber des Autos. Die Effizienz des teuren biometrischen Systems spielte hier gar keine Rolle. Für den Betroffenen stellt sich somit die Frage, ob die biometrische Wegfahrsperre überhaupt ihr Geld wert war, wenn sie den Diebstahl seines Autos nicht verhindern kann.
Prinzipiell mag der Kauf einer solchen Wegfahrsperre sinnvoll erscheinen. Aber gerade Länder wie Rußland, wo diese Techniken gang und gebe sind, verzeichnen einen Anstieg der Autodiebstähle, so Schneier. Selbst wenn die Diebstähle zurückgehen würden, bringen biometrische Wegfahrsperren den Besitzer in größere Gefahr: „Total car thefts may have declined, but drivers‘ safety did, too.“
Gewiß ist es möglich um Fällen wie in Malaysia vorzubeugen, Fingerabdrucksysteme zu entwickeln, welche zusätzlich Puls und Körpertemperatur überprüfen, so daß abgeschnittene Finger nutzlos wären. Aber auch auf diese neuen Sicherheitsmaßnahmen werden sich die Kriminellen einstellen und das Spiel beginnt von vorn.