Die UN Working Group for Internet Governance (WGIG) konnte sich nach langen Diskussionen nicht auf einen einheitlichen Vorschlag für die zukünftige Verwaltung des Internet einigen. Stattdessen legten die 40 Mitglieder vier Vorschläge vor, die sich vor allem in der Rolle der Regierungen unterscheiden.
Es geht konkret um die Verwaltung der Root-Server, IP-Adressen und Domain-Namen. Dies wird bislang durch die Internet Corporation For Assigned Names and Numbers (ICANN) durchgeführt, die jedoch mehrheitlich durch die USA besetzt wird. Zwar gab es in den zurückliegenden 25 Jahren der ICANN keinen Fall von Machtmissbrauch, jedoch ist nicht sichergestellt, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Wie jedoch die Verwaltung neu organisiert werden soll, war der wesentliche Streitpunkt innerhalb der WGIG.
Es soll ein neues Aufsichtsgremium gegründet werden, das die Oberaufsicht über ICANN und Internet Assigned Numbers Authority (IANA) erhalten soll. Die Rolle der Regierungen in diesem neuen Gremium ist jedoch nicht klar. Auch steht noch nicht fest, ob die neue Organisation nur die anderen Gremien beaufsichtigen soll oder sich auch um andere Themen kümmern soll, die die WGIG bislang verhandelt hat: Stabilität und Sicherheit der Internet inklusive Verfolgung von Internetkriminalität, Kostenkontrolle der Interkonnektivität, Bekämfung von Spam und die Herstellung gleicher Chancen für Entwicklungsländer und Förderung der Vielsprachigkeit im Internet.
Eindeutige Worte fand die WGIG jedoch im Bereich Daten- und Verbraucherschutz, Meinungs- und Informationsfreiheit. Es wird ein Fehlen adäquater Regeln und Normen angemahnt und Abhilfe auf nationaler und internationaler Ebene gefordert. Auch dürften bei Maßnahmen, die das Internet betreffen, keine Menschenrechte verletzt werden.
Die Entscheidung über die Umsetzung eines der Vorschläge wird auf dem Weltinformationsgipfel im November in Turin getroffen. Erste Hinweise darauf werden am Montag bei der offziellen Präsentation in Genf erwartet, wenn auch offizielle Stellungnahmen von Regierungen vorliegen.