Die EU-Kommissarin für Medien und Informationsgesellschaft, Viviane Reding, hat auf der CeBIT zu einer öffentlichen Debatte über RFID (Radio Frequenz Identifikation) aufgerufen. Die gestrige Podiumsdiskussion auf der Computermesse in Hannover bildete zugleich den Startpunkt der Auseinandersetzung mit RFID.
Neben Viviane Reding waren weitere hochkaratätige Gäste zu Gast, u.a. einer der Gründerväter des Internet, Vinton Gray Cerf, Dr. Claus Heinrich von SAP und Zygmunt Mierdorf von Metro. Gerade die Metro-Gruppe ist wegen ihres Einsatzes von RFID-Technologie im eigenen Futurestore in das Visier der Datenschützer geraten.
Neben dem Vorreiter Metro finden wir RFID-Technologie in vielen weiteren Lebensbereichen. So werden die Tickets der diesjährigen Fußball Weltmeisterschaft mit Funkchips ausgerüstet sein. Der neue Reispass basiert auf RFID-Chips. Haustieren werden Transponder unter die Haut transplantiert, um sie eindeutig identifizieren zu können.
Auch die berührungslsosen Skipässe verwenden RFID. Bei großen Sportveranstaltungen werden die Teilnehmer mit chipbasierten Sendern zur Zeitmessung ausgestattet. Der Baja-Beach Clubs im spanischen Barcelona geht noch einen Schritt weiter: VIP-Gästen werden ähnlich wie bei Haustieren VeriChips unter die Haut gepflanzt. Das ermöglicht bargeldloses Bezahlen und den Zutritt zu den VIP-Bereichen. In Cincinnati (USA) hat die Sicherheitsfirma City Watchers gar begonnen, ihren Mitarbeitern entsprechende Sender einzupflanzen.
RFID soll zudem zukünftig die bisher üblichen Barcodes auf Konsumartikeln ersetzen. Angesichts der technischen Möglichkeiten gerät die studierte Physikerin und Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT ins schwärmen: „Dieses Verfahren wird sich in wenigen Jahren durchsetzen und die Logistik revolutionieren. Ich freue mich, dass deutsche Unternehmen bei der Umsetzung dieser Technologie ganz vorne dabei sind.“
Heutige Prognosen gehen von einer 450fachen Steigerungsrate bein Einsatz von RFID-Technologie bis 2016 aus. Allein 2005 wurden über 600 Millionen Chips verkauft, 2.6 Billionen bis zum heutigen Tag insgesamt. Um die gesellschaftlichen Folgen dieser neuen Technik abzuschätzen und zu regulieren, bedarf es nach Ansicht der Datenschützer einer umfassenden Diskussion. Ein erster Schritt kann die nun angestoßene Debatte der Europäischen Kommission sein.