Mit 200 Freiwilligen untersucht das Bundeskriminalamt (BKA) in einem viermonatigen Pilotprojekt im Mainzer Hauptbahnhof, ob sich Gesichter in Menschenmassen eindeutig per Überwachungskamera identifizieren lassen. Mit dieser sogenannten Foto-Fahndung sollen zukünftig Straftäter oder Verdächtige automatisch entdeckt werden können.
Für den Testlauf in Mainz haben die Beamten sieben Kameras mit Blick auf die Treppe der Eingangshalle des Bahnhofs installiert. Diese überwachen die abwärtsführende Rolltreppe und einen Teil der Treppe. Jeder der 200 Freiwilligen erhält einen Transponder, mit dessen Hilfe ihn das System als Teilnehmer aus den ca. 20.000 täglich gefilmten Passanten herausgreifen kann.
Außerdem werden zu Beginn digitale Photos des Teilnehmers in einer Datenbank abgelegt. Passiert er später den Eingangsbereich, so soll die biometrische Software das Gesicht anhand der Datenbank wiedererkennen und so die Person identifizieren können. Im Gegensatz zur geplanten Anwendung gibt es in der bis Januar 2007 dauernden Erprobungsphase keinerlei Abgleich der Daten mit wirklichen Fahndungsfotos.
Auftraggeber des 210.000 Euro teuren Projektes ist das Innenministerium. Verantwortlich zeichnet sich der Fachbereich KI 16 (Forschungs- und Beratungsstelle Kriminalprävention) des BKA. Der Hauptbahnhof Mainz wurde wegen seiner baulichen Gegebenheiten ausgewählt, insbesondere wegen der guten Lichtverhältnisse.
Erste Labortests hatten eine Erfolgsquote von 60 bis 80 Prozent. BKA-Vizepräsident Jürgen Stock nennt diese Ergebnisse „ermutigend“. Klar ist jedoch, dass man Ersttätern, wie bei den Kofferbomben, mit dieser Technik nicht beikommen kann. Bundesdatenschützer Peter Schaar äußerte sich gegenüber dem ZDF zurückhaltend zur Mainzer Foto-Fahndung: „Bei biometrischen Fahndungssystemen könnte eine vollständige Kontrolle einreißen.“