Ärger mit Deep-Packet-Inspection

Zahlreiche Internetexperten kritisierten auf der CFP-Konferenz die immer mehr in Mode kommende Technik der Deep-Packet-Inspection (DPI). DPI-Systeme können auf den OSI-Schichten zwei bis sieben arbeiten. Dabei wird nicht nur der Header (Kopf) von Datenpaketen, sondern auch deren Inhalt durchleuchtet.

Insbesondere große Internetzugangsprovider setzen DPI ein und können so die kompletten Kommunikationsinhalte einsehen – und dies meist ohne Information der Kunden. McCollough warnt deshalb vor der vollständigen Aufgabe der Privatssphäre der Kunden.

Wie MIT-Professor David Reed auf der CFP-Konferenz erklärte, sei DPI vor fünf Jahren noch gar nicht vorstellbar gewesen. Jetzt können DPI-Systeme den Datenverkehr von 50.000 Nutzern gleichzeitig in Echtzeit analysieren. Die gesammelten Informationen werden gegenwärtig insbesondere für personalisierte Werbung verwendet.

Bekannte DPI-Anbieter sind Front Porch, sowie NebuAd in den USA und Phorm in Großbritannien. Nach Berichten der Washington Post waren in den USA zeitweise bis zu 100.000 Internetnutzer von DPI betroffen. Auch die etwa bei der British Telecom eingesetzten Webwise-Systeme von Phorm gerieten kürzlich in die Kritik. Die Software unter anderem auf gefälschte Cookies und HTTP-Umleitungen. Auch der kanadische Provider Bell ist mehrmals in den Verdacht geraten DPI einzusetzen; weniger aber für personalisierte Werbung, sondern vielmehr für die Geschwindigkeitsdrosselung bei Tauschenbörsennutzern.

Neben dem Ausspionieren der Nutzer, rück der Fall von Bell das Problem der Netzneutralität in den Blickwinkel. David Clark, einer der Mitentwickler des Internetprotokolls TCP/IP, übte auf der CFP-Konferenz scharfe Kritik an solchen Praktiken der Verkehrssteuerung. Ob und in welchem Umfang DPI bei europäischen Internetprovidern zum Einsatz kommt, ist bisher nicht bekannt.

 Autor: Peter Ulber
 Veröffentlichung: 27. Mai 2008
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