Überwachung bei der Fußball-WM 2006

Am 1. Februar 2005 beginnt der Kartenverkauf für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Es wird also Zeit, einen Überblick über Sicherheits- und Überwachungsmaßnahmen bei dieser Großveranstaltung zu gewinnen.

Eintrittskarten – personalisiert und mit Funktechnik ausgestattet

Die Eintrittskarten für alle WM-Spiele werden personalisiert sein, also auf eine einzige Person ausgestellt. Dies wird mit Hilfe von RFID-Chips auf den Tickets geschehen (Eine Beschreibung der Technik haben wir bereits auf der Homepage). Mit Hilfe dieser Chips soll der Eintritt vereinfacht werden, da die Karte zum Betreten des Stadions an ein Lesegerät gehalten werden muss. Da die Chips mit einer eindeutigen Nummer ausgestattet sind, werden die Eintrittskarten nahezu fälschungssicher sein. Will man jedoch wirklich sicherstellen, dass die Karte auch von der Person genutzt wird, die sie gekauft hat, muss allerdings noch eine Personalausweiskontrolle am Eingang stattfinden. Ansonsten könnten mutmaßliche Hooligans sich über Bekannten Karten zu den Spielen besorgen lassen.

Damit soll Schwarzhandel mit Karten ausgeschlossen werden. Allerdings stellt sich die Frage, welche Daten bei der Kartenbestellung abgefragt und wie diese dann gespeichert und mit welchen Datenbanken abgeglichen werden. Erst am 1. Februar wird der Fragebogen zur Kartenbestellung ausgegeben, erst eine Woche worher wird die Öffentlichkeit darüber informiert, welche Daten erhoben werden. Die Daten werden nicht nur der FIFA und dem Organisationskommittee zur Verfügung gestellt, sondern auch der Firma CTS Eventim AG, die die Daten laut AGB für Werbe- und Marktforschungszwecke verwenden darf, solange der Käufer nicht ausdrücklich widerspricht.

Dieser Widerspruch kann allerdings nur schriftlich erfolgen. Da sehr viele mögliche Kunden diesen Aufwand wohl nicht aufbringen wollen, erhält die Firma jede Menge wertvoller Daten, obwohl nur ein Teil der Interessenten überhaupt Karten erhalten werden. Denn es werden in der ersten Phase nur 850.000 der 3.200.000 Tickets verkauft, für die es laut FIFA ca. 30 Millionen Anfragen alleine aus Deutschland geben werde.

Nach Angaben des Deutschen Fußballbunds sollen RFID-Chips in Eintrittskarten im Falle eines erfolgreichen Einsatzes bei der WM auch in Eintrittskarten für Bundesligaspiele zum Einsatz kommen. Für Fußballfans wird dann der Eintritt zu einem Fußballspiel zu einem Datenstriptease.

Aussortieren von „Hooligans“

Neben der Kontrolle über RFID-Chips in den Karten versucht man auch, mutmaßliche Hooligans auch mit anderen Mitteln möglichst von den Spielorten der Fußball-WM fernzuhalten. Während der Weltmeisterschaft wird das Schengener Abkommen außer Kraft gesetzt, um Grenzkontrollen einreisender Fans vornehmen zu können. Die Daten der Personen sollen dann mit denjenigen aus der bundesweiten Datenbank „Gewalttäter Sport“ abgeglichen werden. Zusätzlich soll auch ein Abgleich mit vergleichbaren Datenbanken aus anderen Ländern erfolgen.

Nach Aussage des Fanprojekts Bochum nahmen in den Fußballstadien bereits in letzter Zeit die Präventivmaßnahmen der Polizei zu. Es würden deutlich mehr Filmaufnahmen von Fans gemacht, der Einsatz von Zivilpolizisten nehme zu, ebenso die Zahl von Stadionverboten. Damit sollen möglichst viele Hooligans in die Datei „Gewalttäter Sport“ aufgenommen werden. Wie allerdings die Aufnahme in diese Datei geregelt ist, ist unbekannt.

Auch über den Einsatz von Gesichtserkennung an den Stadioneingängen wird nachgedacht. In Eindhoven werden bereits alle Besucher von Spielen des PSV mit Hilfe von Überwachungskameras gescannt und vollautomatisch mit einer Datenbank auffällig gewordener Fans abgeglichen. Nach Aussage des Herstellers sind auch einige deutsche WM-Stadien an der Technik interessiert.

Funkkommunikation zwischen Sicherheitskräften

Entgegen der ursprünglichen Planung soll in Deutschland kein digitaler Funk für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben bis zur WM 2006 eingeführt sein. Im Falle eines Großalarms besteht daher weiterhin das Risiko, dass Sicherheitsbehörden untereinander nicht wirkungsvoll kommunizieren können und wichtige Nachrichten keine Priorität bekommen. Bestes Beispiel hierfür sind die Anschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001: Als der Südturm eingestürzt war, wurden sämtliche Polizeibeamte per Funk aus dem Nordturm herausbeordert. Leider wurde diese Meldung nicht in das Funknetz der Feuerwehr eingespeist, so dass sich beim Zusammensturz des Nordturm noch Feuerwehrleute in den unteren Stockwerken aufhielten.

 Autor: Thomas Mayer
 Veröffentlichung: 22. Januar 2005
 Kategorie: Bericht
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