Österreich als erstes Land seine gesamte DNA-Datenbank für Interpol geöffnet. Seit Freitag kann die internationale Polizei mit Hauptsitz im französischen Lyon im Rahmen des Projektes DNA-Gateway auf über 100.000 österreichische Spuren zugreifen. Interpol ist aber dabei an das länderspezifische Datenschutzrecht gebunden.
Langfristig sollen alle 29 der 41 an Interpol beteiligten Länder, die über eigene Datenbanken verfügen, ihrer Informationen Interpol automatisiert zukommen lassen. Über I-24/7, Interpols globales, polizeiliches Kommunikationssystem, können die Kriminalisten der einzelnen Länder dann auf die gesammelten Daten zugreifen. Datenschutzspezifisch positiv zu bewerten ist, daß das DNA-Gateway nicht mit anderen Interpol-Datenbanken verbunden ist. Weiterhin lassen die hier gespeicherten genetischen Spuren keine direkte Zuordnung bestimmter Personen zu.
Künftig werden also österreichische Kriminalfälle, bei denen ein internationaler Zusammenhang vermutet wird, in die gemeinsame Datenbank eingespeist. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Zufallstreffern, den sogenannten cold hits. Bereits jetzt praktizieren Deutschland, Österreich und die Benelux-Länder mit dem Abkommen Schengen III einen zwischenstaatlichen Austausch genetischer Spuren auf europäischer Ebene.
Mit seinen über 100.000 DNA-Spuren steht die österreichischen DNA-Sammlung an dritter Stelle in Europa. Noch größer ist nur Spitzenreiter Großbritannien mit 2.5 Millionen Erbgutproben und die deutsche Sammlung des Bundeskriminalamtes (BKA). Sie folgt mit ihren gegenwärtig ca. 400.000 genetischen Fingerabdrücken an Platz zwei noch vor Österreich.
Die österreichischen Behörden investieren jährlich 2.4 Millionen Euro in den Unterhalt und den Ausbau ihres Genreservoirs. Die Auswertung einer Probe kostet allein 300 Euro. Während die Spuren in Großbritannien von den Behörden selbst ausgewertet werden, gehen sie in Österreich wie auch in Deutschland an private Labors.
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