Zu den Big Brother Awards: Warum der Facebook-Pixel auch ein wirtschaftliches Problem dargestellt

Zeit Online bekam heute den Big Brother Award in der Kategorie Verbraucherschutz für die Einbindung von verschiedenen Tracking-Pixeln und die Zusammenarbeit mit Google. Zeit Online steht dabei stellvertretend für viele andere Online-Medien. Dabei ist die Einbindung des Facebook-Pixel auch eine wirtschaftlich falsche Entscheidung.

Der Laudatio von padeluun muss man beim Thema Datenschutz nichts hinzufügen.

Dass der Chefredakteur von Zeit Online Jochen Wegner den Preis entgegen nahm, ehrt ihn. Seine Erklärung für den Facebook-Pixel zeigt jedoch die ganze Problematik auf: Er sagte, dass das Pixel nur verwendet wird, um Lesern Werbung für ein Abo einzublenden.

Ich möchte hier noch einen wichtigen Aspekt hervorheben, der speziell auf den Facebook-Pixel eingeht, sondern aufzeigen, dass die Entscheidung für dessen Einbindung auch wirtschaftlich schlecht ist.

Die Website liefert freiwillig an Facebook die Daten aller Leser, so dass Facebook alle User von Zeit Online identifizieren kann, inklusive aller Inhalte, die diese Leser ansehen. Zeit Online bekommt diese Daten nicht.

Am Ende zahlt dann Zeit Online an Facebook Geld, um ihren Lesern Werbung anzuzeigen. Gleichzeitig kann aber jeder andere Werbetreibender dieselbe Zielgruppe ansprechen – und die Zielgruppen bei Facebook lassen sich detailliert einstellen.

Das bedeutet, dass ein Konkurrent gezielt Werbung für einen Artikel über den Big Brother Award mit der besonderen Erwähnung von Zeit Online einblenden könnte, um die Leser auf die eigene Seite zu ziehen und ihnen dort ein Abo anzubieten. Wir kennen die Situation aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf, wo auf Facebook gezielt Werbung geschaltet wurde, um potentielle Clinton-Wähler abzuhalten.

Während die Presseverlage jammern, dass ihre Anzeigenerlöse zurückgehen, geben sie freiwillig die Kundendaten an ihren größten Konkurrenten für Anzeigen. Tja.

Und warum es falsch ist, Geld von der anderen großen Anzeigenkonkurrenz Google anzunehmen, hat Adrienne Fichter dargelegt.

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